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Kraftisried

Mehr als nur eine Dorfwirtschaft – Kleines Dorf trotzt dem Trend des Wirtshaussterbens

Gemeinde-Kraftisried

Kraftisried - Laut Pressemitteilung des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) erleben 76 Prozent aller bayerischen Bürgermeister*innen ein Wirtshaussterben in ihrer Region. Ganz anders erlebt es der Erste Bürgermeister der Gemeinde Kraftisried (946 Einwohner), Michael Abel. Während andere Dorfwirtschaften schließen müssen und Gemeinden keine Pächter für ihre Gasthäuser finden, erfreut sich das „Restaurant Pizzeria Mittadinna“ im neuen Dorfgemeinschaftshaus „Kraftwerk“ großer Beliebtheit.

Vor einem Jahr wurde der Wirt Waqas Ahmad gleich ins kalte Wasser geworfen. Ohne viel Vorlauf fand noch vor der offiziellen Eröffnung der traditionsreiche Keglerball der Vereine mit über 150 Besuchern statt. Eine große Herausforderung für den Wirt und sein Team, die er bravourös meisterte. Im Laufe des Jahres folgten viele weitere Veranstaltungen wie beispielsweise Bockbierfest, Schützenveranstaltungen, Dorfhoigata für Senioren, Unterhaltungs- und Spielenachmittage, Schafkopfturniere, Vereins- und Bürgerversammlungen, Vorträge sowie private Feiern. Die Größe der Räumlichkeiten können an den jeweiligen Platzbedarf angepasst werden.

Laut Studie des BZT hat ein Wirtshaus aus Sicht der befragten Bürgermeister*innen als sozialer Treffpunkt und Erlebnisraum für Festivitäten und Veranstaltungen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität und das Zusammengehörigkeitsgefühl im Ort. Und genauso erlebt es die aktive Dorfgemeinschaft in Kraftisried.

Die Gemeinde Kraftisried hat viel Geld in ihr Kraftwerk investiert – zu Recht wie sich zeigt. Denn hier trifft sich die gesamte Dorfgemeinschaft von den ganz Kleinen bis zu den Senioren. Das Haus füllt sich mehr und mehr mit Leben und ist aus dem Dorfleben nicht mehr wegzudenken. Immer mehr Vereine und Gruppen entdecken die Vorzüge der schönen, hellen und modernen Räumlichkeiten im Kraftwerk und haben mit ihren Aktivitäten eine neue Heimat gefunden.

Es haben bereits einige Hochzeiten stattgefunden – denn das Ensemble im Kraftwerk bietet beste Voraussetzungen sowohl für die standesamtliche Trauung als auch für die Festlichkeiten.

Auf der Südseite ist ein schöner Dorfplatz entstanden, mit einladendem Biergarten und einem halboffenen Pavillon, der schon oft bei Musikaufführungen und Festen genutzt wurde. Beispielsweise fand der traditionelle Nikolausbesuch dort statt. Die Kombination aus geeigneten Räumlichkeiten und professioneller Bewirtung bietet beste Voraussetzungen auch für neue Formate. So wurde im letzten Advent erstmals eine stimmungsvolle Dorfweihnacht mit viel lokalem Kunsthandwerk, Krippenspiel, musikalischen Darbietungen und einer beeindruckenden Krippenausstellung von den Vereinen organisiert.

„Mit unserem Wirt haben wir einen echten Glückstreffer gelandet“, freut sich Erster Bürgermeister Abel. „Er lebt echte Gastfreundschaft und versucht immer, alle Wünsche zu erfüllen. Das „Mittadinna“ hat sich im letzten Jahr zu einem beliebten Dorfmittelpunkt entwickelt, auch Gäste von auswärts oder Radfahrer kommen gerne her, sie schätzen das gute Essen und die gemütliche Atmosphäre im Biergarten. Auch Firmen haben das Mittadinna für ihren Mittagstisch entdeckt. Waqas ist immer sehr zuvorkommend und tut alles, dass seine Gäste eine schöne Zeit bei ihm verbringen und zufrieden nach Hause gehen.“

Auf der Speisekarte gibt es eine große Auswahl an kulinarischer Vielfalt: der Gast kann wählen zwischen bodenständiger Hausmannskost, Pizzen, Burgern und Salaten. „Es wird immer frisch gekocht und das Essen kommt bei allen Gästen gut an“ schwärmt Bürgermeister Abel. „Auch einige Gerichte aus seiner Heimat Pakistan sorgen für Abwechslung und Einzigartigkeit“.

Das enge Zusammenwirken von Gemeinde, Vereinen und Gastwirtschaft trägt zum Erfolgsrezept bei. Vor jeder größeren Veranstaltung wird gemeinsam überlegt, wer was beitragen kann, die Angebote sollen sich ergänzen anstatt zu konkurrieren. So sagt Abel: „Ein wichtiger Baustein für die gute Zusammenarbeit ist gegenseitige Unterstützung, Vertrauen und auch Verständnis für beide Seiten, wenn es mal klemmen sollte“

Denn auch für den Kraftisrieder Wirt ist es aufgrund des Fachkräftemangels nicht immer einfach, für große Veranstaltungen genügend Servicepersonal zu finden. Kommt es bei einer Veranstaltung doch mal zu Engpässen, so springen auch kurzerhand Gemeinderätinnen ein und helfen.

„Kraftisried hatte immer schon eine funktionierende Dorfgemeinschaft. Die frühere Dorfwirtschaft war aber schon länger geschlossen und mit dem Kraftwerk haben wir nun noch mehr Räume und Möglichkeiten für alle. Es haben so viele im Dorf daran mitgewirkt, dass wir dieses Projekt realisieren konnten, ohne diese Dorfgemeinschaft würden das Kraftwerk und das Mittadinna heute hier nicht stehen“ betont Abel. Genau deswegen ist es umso schöner, dass Kraftisried mit dem Mittadinna etwas zurückgeben kann. Und so heißt es oft: „Und, treffen wir uns heute beim Waqas?"